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Ralf P. Krämer

Salut für Swetlana S.


Ralf P. Krämer

Salut für Swetlana S.

Heliumkälte, schwarz
Strahlenumkleidet –
Ein Körper dreht sich
Im Sonnenglast,
Turbulente Reflexe
Auf goldbedampftem Glas.
Finger wachsen in die
Unendlichkeit,
Heißkaltes Metall
Aufstrebend zwingend
Zu zweckvoller Konstruktion.
Auf endlosen Orbitalen
Um Mütterchen Erde
Eine Erdenmutter
Im All ...

3.1.1986/1999


Ralf P. Krämer

Laudatio für eine Eisdame

Zwischen Wasser und Meer
eine Klause
der Menschlichkeit.
Eis verkaufend, doch
das Herz erwärmend
die Eisdame.
Schwarz-verschlungen ihre Schläfen,
dem Kinde wie dem einsamen Wanderer
ein Lächeln.
Dunkle Sonne in der Kälte des bunten Eises
und kein Ort für blaue Monster.
Ich schlürfe mein Getränk
und träume von Dingen,
die es nicht gibt.

um 1989


Ralf P. Krämer

Kinotraum

Ins Kino wollt' ich – eigentlich,
jedoch nicht mehr allein.
Dein Anruf, er erreichte mich –
zerstoben alle Träumerei'n.

Ich blieb zu Haus, um fernzusehn,
und hätt' doch gern dich nah geschaut.
Hätt' dich geküßt (vom Kopf bis zu den Zeh'n?)
und zart gestreichelt deiner Wangen Haut.

So träum' ich in des Abends leiser Ruh'
von gülden Haar und Augensternen,
die leuchten blau und strahlen „Du"
– du bist mir nah und sei's in Himmelsfernen.

23.10.1989


Ralf P. Krämer

Für Dieter

(gewidmet meinem besten Freund zum 60. Geburtstag)

Sechzig – eine magische Zahl.
Anfang vom Ende oder
Ende vom Anfang?
Wieviel Leben ist verflossen?
Wieviele Tage werden noch sein?
Keine Antwort in durchgrübelten Nächten.
Es bleibt der Traum
von kosmischen Weiten,
die er nie erreichen wird.

Aber, er war dabei,
als der Traum begann,
Wirklichkeit zu werden.

Sechzig Jahre in einer guten Zeit.
 

3. Februar 2001


Ralf P. Krämer

Für K.

Ich sah dich lang schon und doch nicht –
kaum ein gedanke, der betraf
das mädchen zwischen den regalen
ein tanz und noch einer
verwirrte meine unruhige seele
eine schwarz-weiße rose blühte
nur einen montag
du gingst fort am abend und lächeltest
am morgen
seither suche ich dein lächeln
es brennt wie whisky – black an white
 

Rosenmontag 1989


Ralf P. Krämer

Es war schön

Es war schön
     deine hand in meiner hand
es war schön
     zu spüren, there is no dirty dancing
es war schön
     die stadt, der fluß, die bank
es war schön ...

"Es war schön", sagtest du am übernächsten tag –

es ist schön zu hoffen auf bald!
 

Juli 1989


Ralf P. Krämer

Abendtraum

Ich sitz' allein,
und rote Rosen blühen –
der Abendstern versinkt
im lauen Dämmerglühen.

Traummelodien verklingen leis',
ein Echo bricht sich Bahn,
im Glase gold'ner Samoswein –
den Südwind ich erahn'.

Die große Stadt –
sie atmet noch ihr Leben,
wenn Licht und Finsternis
zu Melancholie sich weben.

Ist's Glück,
wenn Lieb' mich hält gefangen?
Die jungen Jahre –
längst sind sie fortgegangen ...

Und doch, ich hoff',
der Stern der Liebe winkt mir zu.
Sein Schein, sein Licht, sein Leuchten
blinzeln leise – Du.

Juli 1991


Ralf P. Krämer

Golden Sixties

O golden Sixties –
goldene Erinnerung
an Zeiten verfloss'ner Jugend,
als wir am Kofferradio
Luxemburg hörten und
die Texte der Beatles
mühsam mitschrieben.
Englisch – nicht Russisch –
war die Sprache unserer
vergeblichen Träume ...
Eine Welt stand uns offen –
nur eine und sie war klein –
von Kleingeistern beherrscht.

Die Sehnsucht blieb und
brach sich Bahn
durch Mauern
zweieinhalb Jahrzehnte später ...

Doch die Beatles gab es nicht mehr.
 

13.1.2001


Ralf P. Krämer

Die Mühle von Strehla

In Strehla an der Elbe Strand,
da ragen Türme weit ins Land.
Die Nebel steigen aus den Auen,
wenn Sonntagskinder Nixen schauen.

Im Schloß wohnt längst schon keiner mehr,
und in der Mühl' dreht sich kein Rad.
Wo einst der Ritter schimmmernd' Wehr –
träumt heut' im Schnee die kleine Stadt.

Manch Wandersmann zur Mühle strebt
und hört's gar mächtig poltern –
sind's Nixen, was da im Gemäuer lebt,
die junge Burschen foltern?

Ihm graut's, er wendet sich von hinnen.
Ach, wäre er doch nur geblieben!
Denn, was so tobt in uns'rer Mühle drinnen,
das sind die Bälger – die ganz lieben.

Es ist des Müllers lust'ge Schar,
die in der alten Mühle haust
und treibt Allotria 's ganze Jahr,
daß selbst den Nixen heimlich graust.

November 1993


Ralf P. Krämer

Prosit Neujahr

Prosit Neujahr und ein dreifach Hoch,
auch wenn die Jahre schwinden,
so bleibt uns die Erinn'rung noch ...
Doch halt! Nicht davon will ich künden.
Es gilt mein ganzes Augenmerk
der Zukunft unsrer Tage.
Ich hoff', es würd' dies kleine Werk,
an dem ich mich mit Freuden plage,
bald Deines Glückes Unterpfand
im neuen Jahr. Doch fürcht ich sehr,
und deutlich sagt's mir mein Verstand:
die Wirkung solchen Talismans ist eine Mär ...
Was hilft's, so nimm ihn hin den Gruß,
den ich Dir hiermit sende
(ich mach' auch mit den Versen Schluß,
doch nur, weil nun der Platz zu Ende).
Ralf P. Krämer

mikroskop

im gedenken an
johann georg palitzsch

das mikroskop

der mikroskopierer
der mikroskopist
der mikroskoper
der mikroskopaner
der mikroskopator
der mikroskopiner
der mikroskopter
der mikroskopant
der mikroskopole
der mikroskopastor
der mikroskopote
der mikroskopale
der mikroskopuller
der mikroskopenser
der mikroskopisser
der mikroskoponder
der mikroskopiller
der mikroskoputer
der mikroskopater
der mikroskopaladin
der mikroskopterix
der mikroskopode
der mikroskopinasse
der mikroskopixel
der mikroskopene

der mikroskopf

16.1.2002


Post an Ralf P. Krämer: rpk@ralfpeter-kraemer.de

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